Wahlweise lässt sich "Es" mit "Cover" oder "Kapitel" ersetzen. Man kennt es doch: Jedes Mal, wenn man eins von beiden anfasst, findet man eine weitere Kleinigkeit, die man ändern könnte: Der Dialog ist nicht spritzig genug, der Titel drei Millimeter zu weit links...
Und dieser Perfektionismus lässt wunderbar prokrastinieren. Fertig wird man nie.
In den meisten Fällen öffne ich Herrn Perfekt also gar nicht erst die Tür, wenn er mal wieder unangekündigt klingelt. Es gibt allerdings auch Situationen, da tue ich es doch und er hüpft mit mit Kaffee und Kuchen in mein Heim.
Natürlich verschwende ich bei diesem ungewollten Plausch Zeit, die ich fürs nächste Kapitel hätte gebrauchen können. Oder für irgendeinen Post auf Social Media. Oder für die unliebsamen Gymnastikübungen, die ich machen muss.
Auf der anderen Seite überlegen wir uns möglichen Content - Dinge, mit denen ich Social Media und Co. füttern kann. Wir betrachten meine bisherigen Arbeiten kritisch und versuchen sie dort zu optimieren, wo es sicherlich niemanden außer uns auffällt. Dann gibt's eine Atempause und Herr Perfekt und ich diskutieren über ewig gleiche Cover-Designs oder machen eine Reise in die Vergangenheit, um bei den bereits verstorbenen Autor*innen zu schnüffeln, was sie bewegte und wie es ihnen im Schreibprozess ging.
Prioritäten und so.
Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich seine Gesellschaft nicht mag.
Nicht zuletzt kann Herr Perfekt ziemlich gut backen.
(Ja, nur ziemlich gut, denn auch ein Herr Perfekt ist nicht perfekt.)
Wenn er dann nach Stunden meine Wohnung verlässt, schließe ich die Tür und frage mich, wovon ich jetzt eigentlich erschöpft bin? Ach ja, das stetige Nachdenken!
Nun gut... das muss ja auch erst einmal alles verarbeitet werden!
Kommentare